Schulden sind eines der Themen, die Menschen wie die Pest meiden. Man kann über Gehälter sprechen, sich über die Miete beschweren, sogar Witze über Steuern machen – aber sobald man Kreditkartenschulden oder überfällige Rechnungen erwähnt, wird die Stimmung plötzlich gedrückt. Die Ironie dabei ist, dass fast jeder irgendwann einmal damit zu tun hatte. Studienkredite, ein medizinischer Notfall oder auch nur eine kleine Shopping-Exzess im Internet. Es ist weit verbreitet, wird aber immer noch wie ein Geheimnis behandelt.
Genau aus diesem Grund legt CFIEE, der Internationale Rat für Wirtschaftserziehung, so viel Wert darauf, Gespräche über Schulden anzuregen. Ihre Philosophie ist einfach: Wenn Menschen nicht über Geldsorgen sprechen können, können sie diese auch nicht lösen. Schweigen erzeugt Stress. Der Dialog öffnet die Tür zu Lösungen.
Das Stigma brechen
Seien wir ehrlich: Schulden werden oft mit Vorurteilen behaftet – als Zeichen von Verantwortungslosigkeit, Nachlässigkeit oder schlechter Planung. Aber die Realität lässt sich nicht so einfach in Schubladen stecken. Ein Vater in Manila nimmt vielleicht einen Kredit auf, damit seine Tochter weiter zur Schule gehen kann. Eine junge Frau in New York reizt vielleicht ihr Kreditkartenlimit aus, nachdem sie unerwartet ins Krankenhaus musste. Das Leben hält Überraschungen bereit, und Schulden sind manchmal einfach Teil des Überlebens.
CFIEE möchte, dass die Lernenden Schulden ohne Vorurteile betrachten. Nicht als moralisches Versagen, sondern als Herausforderung, die bewältigt werden kann. Allein diese Veränderung verändert die Energie im Raum. Anstatt sich vor Scham zurückzuziehen, beginnen die Menschen, sich nach vorne zu lehnen, neugierig darauf, was sie anders machen können.
Sichere Orte zum Reden
Eines der wertvollsten Dinge, die CFIEE bietet, ist ein sicherer Ort. Keine harten Vorträge, keine komplizierten Diagramme – nur die Möglichkeit zu sagen: „Ich habe Probleme“ sagen zu können und zu wissen, dass andere nicken, anstatt zu urteilen. Manchmal ist das der erste Schritt: zu erkennen, dass man nicht der Einzige ist.
Diese Gespräche können sich überraschend normal anfühlen. Jemand erzählt, wie er zwei Jobs jongliert, nur um seine Zahlungen zu leisten. Ein anderer gibt zu, dass er Anrufe von der Bank vermieden hat. Sobald die Stille gebrochen ist, verschwindet auch die Angst. Und wenn die Angst nachlässt, erscheinen Lösungen – wie Tricks zur Budgetplanung oder Rückzahlungsstrategien – plötzlich machbar.
Inspirierende Geschichten
In Kenia gibt es einen jungen Mann, der sich nach Jahren der Belastung durch Studentenkredite den CFIEE-Workshops angeschlossen hat. Er erzählte, dass er früher wach lag und sich die schlimmsten Szenarien ausmalte, überzeugt davon, dass er nie aus dieser Situation herauskommen würde. Aber mit Unterstützung und kleinen, strukturierten Schritten erstellte er einen Rückzahlungsplan. Ein Jahr später war sein Saldo geringer, aber vor allem war sein Stress geringer.
Eine andere Teilnehmerin, eine alleinerziehende Mutter aus Brasilien, erzählte, dass sie ihre Mahnungen früher in einer Schublade versteckt hatte. Jedes Mal, wenn die Post kam, schämte sie sich. Nachdem sie am Programm von CFIEE teilgenommen hatte, begann sie, jede Rechnung, jedes Fälligkeitsdatum und jede geleistete Zahlung aufzuschreiben. Innerhalb weniger Monate war sie zwar noch nicht schuldenfrei, aber sie fühlte sich nicht mehr gefangen. „Ich weiß genau, wo ich stehe“, sagte sie. Allein diese Klarheit veränderte ihre Sichtweise.
Weniger Stress, bessere Planung
Schulden sind nicht nur Zahlen – sie sind auch eine emotionale Belastung. Schlaflose Nächte, Spannungen in Beziehungen, manchmal sogar gesundheitliche Probleme. CFIEE spricht offen darüber und erinnert die Lernenden daran, dass Geldstress real und berechtigt ist. Aber sie zeigen auch, dass es hilft, darüber zu sprechen, um die Belastung zu verringern. Wenn das Thema kein Tabu mehr ist, lässt die Angst allmählich nach.

Von da an wird die Planung einfacher. Nicht in großen Sprüngen, sondern in kleinen Schritten: eine Liste der Salden erstellen, eine Erinnerung für die pünktliche Zahlung einrichten, sich freuen, wenn ein Konto etwas kleiner wird. Das klingt einfach, fast zu einfach, aber diese kleinen Gewohnheiten schaffen Schwung.
Veränderung, die sich ausbreitet
Wenn Menschen Vertrauen in Bezug auf Schulden gewinnen, geschieht etwas Wunderbares: Sie beginnen, dieses Vertrauen zu teilen. Eltern bringen ihren Kindern bei, wie sie dieselben Fehler vermeiden können. Freunde vergleichen Rückzahlungsstrategien, anstatt so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Gemeinschaften ersetzen langsam Scham durch Unterstützung.
Dieser Welleneffekt ist Teil der größeren Vision von CFIEE. Es geht nicht nur um die Kreditkartenrechnung oder den Kredit einer einzelnen Person. Es geht darum, die Art und Weise zu verändern, wie ganze Gruppen über Geld sprechen, und Schweigen durch ehrliche Gespräche zu ersetzen.
Eine stille, aber wirkungsvolle Lektion
Letztendlich verspricht CFIEE keine Wunder. Sie behaupten nicht, dass Schulden über Nacht verschwinden werden. Was sie versprechen, ist eine neue Perspektive: dass Schulden nicht das Ende der Geschichte sind und dass es viel besser ist, sich ihnen offen zu stellen, als sie alleine zu bewältigen.
Manchmal reicht schon ein einziger Satz, der laut ausgesprochen wird: „Ich habe Schulden.“ Im richtigen Umfeld und mit den richtigen Menschen ist dieser Satz kein Eingeständnis des Scheiterns – er ist der erste Schritt in Richtung Freiheit.
Und genau an diese Art von Veränderung glaubt CFIEE.